Mit der Umrundung des Cabo de la Nao am nächsten Tag verließen wir die Costa Blanca. Unser Ziel war Dénia, der erste Hafen an der Costa Azahar.
Eine tolle Marina. Sehr gepflegt, Restaurants, die abends die Musik nicht lauter machten und sehr gute sanitäre Einrichtungen. Die besten bis jetzt.
In der Nacht regnete es. Um diese Jahreszeit eher ungewöhnlich, aber das Wetter ist in diesem Jahr ohnehin völlig anders als sonst, wie uns die Spanier versicherten.
Der Regen wäre ja o.k. aber er brachte wie in Rota Saharasand mit. Das Schiff sah saumäßig dreckig aus. Alles spritzte und putzte um mich herum und ich natürlich mit. Bald glänzte wieder alles in alter Schönheit......bis zum nächsten Regen. Es war zum Mäusemelken. Also nach der Dusche alles noch einmal. Diesmal ohne Regen hinterher.
Valencia ist eine Großstadt mit Charme. Die Altstadt muss man gesehen haben. Neben alten Gebäuden und den üblichen Restaurants und Geschäften, gibt es hier eine Markthalle, bei deren Besuch wir sofort Hunger bekamen.
Nach einem Zwischenstopp in Castellón und Vinaroz erreichten wir am 18.6. Hospitalet. Ein großzügig angelegter Hafen mit einem langen Weg zur Capinaneria. Der nette Marinero fuhr mich mit seinem Auto zur Anmeldung und wieder zum Boot zurück. Am nächsten Tag hatte ich beim Abgeben des Schlüssels für die Dusche die Quittung vergessen. Die wollte die Dame aber unbedingt haben und bat mich, sie dem Tankwart bei der Ausfahrt zu geben. Eigentlich wollten wir erst im nächsten Hafen tanken, aber wenn wir schon mal am Steg lagen... Also los. Ich wunderte mich schon beim Einfüllen über die Menge Diesel, die in den Tank gingen. Nach meiner Berechnung sollten noch 30l drin sein. Dann die Überraschung: 142l. Wir hatten noch 8l im Tank!! Die Tankanzeige stand auf halbvoll. Das wäre knapp geworden. Wir hatten noch mal Glück gehabt. Wahrscheinlich hatten wir das letzte Mal nicht vollgetankt.
Dann ging es weiter in Richtung Roda de Bará. Zunächst wieder mal ohne Wind mit Motor, später dann mit Blister bis 7kn Fahrt. Es war toll. Bis zu dem Moment, wo meine Crew nach unten ging und rief "Wasser im Schiff, wir sinken!!". Panik. Es schwappte und schülperte unter den Bodenbrettern. Wo kam das her? Der erste Gedanke: Motor. Als ich die Motorklappe öffnete sah ich die Bescherung. Alles mit Salz verkrustet, Ein Wasserstrahl hinter der Impellerpumpe. Die Schläuche schienen auf den ersten Blick in Ordnung. Lager kaputt? Die gute Nachricht war, wenn der Motor aus war, kam kein Wasser. Also weiter unter Segeln und das Wasser aus dem Schiff bekommen. Mit den Lenzpumpen ging das zuerst recht gut, aber die Bilge war schnell leer und das Wasser lief nur langsam aus den anderen Rumpfbereichen nach. Also lenzen mit der Schöpfkelle und dem Aufwischlappen. Am Ende habe fast 30 Wassereimer aus dem Boot geschöpft.
Im Hafen von Roda de Bará haben wir zum Anlegen kurz den Motor gebraucht, das ging noch. Gleich neben unserem Anlegeplatz war die Werft. Gut getroffen. Die können uns bestimmt helfen... Und wirklich. Nach einer Stunde kamen, wie verabredet, 2 Mechaniker, um sich das Malheur anzusehen. Ich startete den Motor, die schauten nur kurz und meinen "Kein Problem, der Druckschlauch hat hinten einen Riss". Hatte ich nicht gesehen. Wahrscheinlich der Schock. Der Schlauch wurde nachgesetzt und die Sache war in 5min behoben. Das Trinkgeld, das sie zuerst nicht einmal haben wollten, war weniger eine Bezahlung als vielmehr eine Strafe für meine Blödheit.
Trotzdem: Alles wieder o.k., ich war glücklich.
Nach einer kleinen Recherche im Netz fanden wir schnell einen Bike-Laden und dort auch die passenden Räder. Kunststück, wenn so viele Räder geklaut werden, muss es auch Läden für neue geben. Eine Frau im Laden erzählten wir von unserem Pech und sie meinte für Barcelona wäre das ganz normal. Na schön.. Jedenfalls erstanden wir ein Fahrradschloss dazu, dass nur mit einem Schneidbrenner oder dem passenden Schlüssel geöffnet werden kann. Wollen hoffen, dass das reicht.
Und das kam so:
Anfahrt Blanes. Vor dem Hafen war starker Wellengang. Die Segel sind unten und es frischt auf. Nach dem Hafenhandbuch gibt es Muringleinen, also nur 2 Festmacher hinten. Ich habe alle Fender fest gemacht (3 Steuerbord, 3 Backbord und 2 Kugelfender am Heck. Der Kapitän steht lässig.... na Ihr wisst ja...
"Soll ich nicht doch eine 3. Leine vorbereiten, falls wir an der Tankstelle warten müssen?" Der Kapitän meint zerstreut: "Mach es." Ich öffne die Backskiste - keine Leinen da. Die Fahrräder liegen oben auf. Wir sind kurz vor der Hafeneinfahrt. Unter Streß wühle ich eine eigentlich zu lange und damit zu schwere Festmacherleine hervor. "Das ist die falsche Leine!" Ich knalle sie auf den Boden. "Du hast alles unter den Rädern verbuddelt!" Jetzt muss ich ans Ruder und kurz vor der Einfahrt fand der Kapitän endlich die 3. Leine. Ich mache sie als Spring Backbord an. Wir hatten uns über Funk (CH 9) angemeldet und der Marinero winkte schon. Am Liegeplatz die große Überraschung: Fingerstege. Also eine Heckleine an den Bug. Beide Boxen waren leer. Anweisung vom Kapitän: "Wir machen an Steuerbord fest."
Die Spring schnell von der Backbord- auf die Steuerbordseite. Der Marinero bewegt sich nach rechts. "Wir sollen nach Backbord!" Also die Leinen auf die andere Seite. Dann die berühmte Anlegebö. Der Marinero zeigt auf die andere Stegseite, wir treiben darauf zu. Also doch Steuerbord. Ich haste mit letzter Kraft an die Leinen, mache sie steuerbord fest und werfe sie dem Marinero zu.
Ich höre den Kapitän noch sagen, "My wife had a little bit trouble with the ropes", dann fiel ich in Ohnmacht.