Alle meine Follower (also Steffi und Gerd, viele Grüße an der Stelle) haben mich gebeten, den Blog fortzusetzen. Also mache ich das.
Die Wahrscheinlich letzte größere Reise der TimpeTe soll uns in die Westscheren Schwedens und Norwegens bringen.
Wir starten am 3.6.25 in unserem Heimathafen Lauterbach und segeln nach Lohme.
Die Überfahrt nach Höllviken dauert ca. 11 Stunden. Mit dem richtigen Wind kein Problem. Wenn aber wie diesmal die Prognosen nicht stimmen und noch dazu eine Dünung quer zur Fahrtrichtung läuft, dann wird die Fahrt zur Tortur. Kein Wind und Dünung, eine üble Mischung.
Liegeplätze waren um diese Zeit noch genügend frei, also kein Problem. Was allerdings überraschte war der Lärm auf den Straßen. Was war los?
Autokorsos zogen hupend durch die Straßen. Wir dachten erst an eine türkische Hochzeit wie bei uns, aber nein.Die jungen Leute feierten den Schulabschluss.
Aber auch der nächste Tag, der 6.6. war ein Höhepunkt, nämlich der Nationalfeiertag in Schweden.
Und der wird würdig begangen. Die Cafés und Restaurants waren voll, man gönnt sich mal ein Gläschen Wein oder Bier (diesmal mit Alkohol) und stößt auf sein Land an.
Sympatisch, die Leute haben noch ein Nationalgefühl, ohne dass es jemand zum Kotzen findet.
Das Wasser hat hier nur 14°C. Ich habe trotzdem 2x gebadet und das kam so:
Abends sprach uns ein Herr in der Marina an, wahrscheinlich der Hafenmeister, und fragte, ob wir in die Sauna wollten.
Natürlich wollten wir und er schloss die Tür zum Saunawagen für uns auf. Grandios. Ich fragte ihn, wieviel der Saunagang kostet und er sagte, wenn einer bei dem schlechten Wetter 3 Tage im Hafen bleibt, ist das gratis. Na super.
Nach der Sauna ging es nicht unter die kalte Dusche wie zu Hause, sondern in den Öresund.
Ich habe ihm noch als kleines Dankeschön eine Flasche Bier hingestellt, vielleicht hat er sich darüber gefreut.
Am 10.6. war zwar Regen angesagt, aber wir wollten weiter.
Vorsichtshalber habe ich das Bimini, das eigentlich gegen die mörderische Sonne des Mittelmeeres gedacht war, aufgezogen. Gegen Regen hilft das auch.
Diesmal hatte der Wetterbericht nicht gelogen, es regnete ununterbrochen. Dazu kam noch ein sehr frischer Wind aus W mit Temperaturen, die Weihnachten wärmer waren.
Wir nahmen Kurs auf Höganäs und es ging mit unserer neuen Genua flott, wenn auch nass voran.
Der Wind drehte auf S. Der Hafen von Höganäs hatte einen Wellenbrecher, der nach Süden offen war. Das versprach eine unruhige Nacht. Was tun? Kurzentschlossen änderten wir den Kurs auf Helsingör / DK. Die Wellen wurden höher und wir waren froh, als wir im Hafen ankamen. Aber nicht lange. Obwohl die Marina riesig schien, lagen Boote unserer Größe bereits im Päckchen. Kein Platz....
Also wieder Kurswechsel und nach Osten zur gegenüberliegenden Marina Helsingborg. In der Düse zwischen Helsingör und Helsingborg legt der Wind immer noch eine Schippe drauf. Quer zu den Wellen bei 17-20kn Wind war die Überfahrt keine Freude. Meine Crew war not amused.
Wenigstens gab es hier genug freie Liegeplätze und wir machten an genau derselben Stelle fest, wie vor zwei Jahren auf unserer Reise durch den Götakanal. Erstmal einen Grog gegen die Kälte.
Von wegen tropische Temperaturen und Dürre.....
Die Nacht hatte es dann nochmal in sich. Der Wind drehte wie vorhergesagt auf NW und blies mit ca. 30kn ins Hafenbecken.
Es pfiff fürchterlich.
Die Wellen knallten ins Heck und unsere TimpeTe zerrte bedenklich an den Festmacherleinen. Aber nichts passiert, alles hielt.
Am nächsten Tag ließ der Wind etwas nach und die Sonne schien. Wir gingen erst einmal in die Sauna zur Entspannung.
So viel besser war die nächste Nacht auch nicht. Die in den Fährhafen einlaufenden Schiffe erzeugten einen derartigen Schwell, dass wir davon wachgerüttelt wurden.
Nach sechs Stunden Fahrt mal mit Motor, mal auch ohne, ging es nach Halmstadt.
Der Hafen Höganäs ist im ersten Moment etwas unübersichtlich, aber nett. Man liegt ruhig, kein Schwell von Fähren und keine Wellen durch Wind, der durch den Hafen fegt wie in Helsingborg.
In Höganäs gibt es endlich die wunderbaren skandinavischen Erdbeeren. Wer mal wissen will, wie Erdbeeren wirklich schmecken, der sollte die probieren. Die werden offensichtlich noch nach Geschmack gezüchtet und nicht wie bei uns nach Aussehen und Transportmöglichkeit.
Und gerade im Alter braucht man Vitamine...
Wir starten um 6:15 Uhr , um die Morgenbrise zu nutzen und möglicht früh im Hafen der Insel Donsö zu sein.
Nach einer größtenteils trostlosen Motorfahrt machten wir um 14:15 Uhr im recht netten und sicheren Hafen Donsö fest. Hier bleiben wir erst mal und warten auf besseres Wetter. Die Pleite wie in Helsingborg werden wir hier wohl nicht erleben.
Der Abend vor unserer Abreise aus Schweden war noch sehr unterhaltsam.
Der Hafen füllte sich mehr und mehr und feierlustige Crews bereiteten sich mit Grill, Fleisch, Salaten und Getränken auf das große Ereignis vor: Midsommar.
In Schweden sowas wie Weihnachten oder wenigstens Ostern bei uns.
Man sitzt gesellig beisammen, isst und trinkt mehr als sonst und freut sich darüber, dass endlich Sommer ist.
Glücklicherweise spielte das Wetter mit. Sonne und wenig Wind.
Wir saßen in der Plicht und schauten uns das Treiben an. Um nicht aufzufallen, mussten wir auch was Alkoholisches zu uns nehmen.
Und dann kam Klaus.
Ein schwedischer Segler, der uns gegenüber auch mit einer Bavaria am Steg lag. Er fiel uns schon am Ankunftstag auf, weil er ständig Musik hörte.
Jetzt stand er plötzlich vor uns und fragte in etwas holprigem Englisch und schon nicht mehr ganz nüchtern, ob seine Musik uns stört.
Wahrscheinlich hat er das Bier und mein Glas Linie gesehen.
Nach einem kleinen small talk fragte er ob er zu uns an Bord kommen könnte. Natürlich durfte er und er bekam auch sein Bier und seinen Schnaps. Er wollte wissen woher wir kamen und wohin wir am nächsten Tag segeln wollten. Und er versprach uns Tipps für die Weiterreise zu geben und bat deshalb um einen Schreibblock und einen Kuli.
Seine empfohlene Route mit genauen Entfernungsangaben ist auf der Skizze oben zu sehen.
Noch Fragen?
Am 20.6. ging es endlich weiter zur Insel Læsø . Diesmal mit Wind und diesmal ohne Motor.
Das Wetter für die nächsten Tage sah nicht gut aus. Weiter Sturm aus W.
Deshalb nach 2 Tagen Læsø weiter zum dänischen Festland nach Sæby.
Schade, wir wären gerne noch geblieben.
Wenigstens hatten wir für die halbe Strecke brauchbaren Wind und konnten segeln.
Nach einigen Regenstunden schien wider die Sonne und brachte den versprochenen Wind bis 30kn in Böen mit.
Langsam wollen wir nur noch nach Hause......
Aber wir werden noch 3 Tage warten müssen, der Wind soll bis 40kn zunehmen.
Wenigstens ist der Supermarkt hier gut sortiert. Verhungern werden wir nicht.
Pünktlich um 21:00 Uhr wird täglich im Hafen die Fahne eingeholt. Und das mit musikalischer Begleitung. Die Leute hier sind traditionsbewusst.
Zum Schluss wird die Nationalhymne gespielt. Viele der Zuschauer, die sich zu diesem Ereignis eingefunden hatten, sangen mit. Die lieben ihr Land.
Wenn ich das in Deutschland gemacht hätte, wäre ich wohl als Nazi gebrandmarkt worden......
Nach einer fürchterlichen Motorfahrt mit Wind und Wellen gegenan, erreichen wir den Hafen Hals am Eingang des Limfjordes.
Für die nächsten Tage ist wiedermal Sturm angesagt. Wir sind froh, hier in Sicherheit zu sein.
Das sind Walkiefer, das Wahrzeichen für Hals.
Sie stammen von einem Blauwal, der 1868 auf dem Barentsmeer erlegt wurde. Der Kapitän des Walfängers stammte aus Hals und hat die Kiefer der Stadt geschenkt. Die hier sind Nachbildungen aus Kunststoff.
Es kachelt unaufhörlich aus W. Bei dem Wind kann man nur den Kopf einziehen und im Boot bleiben.
Grenaa ist der nächste Stop auf unserer Flucht gen Süden. Als wir ankamen, gab es genug Platz im Hafen. Aber das änderte sich schnell.
Die Feriensaison hat wohl begonnen. Die meisten Boote (überwiegend deutsche) nutzen den Hafen als Absprung nach Anholt. Da es dort oft rappelvoll ist, geht die Portrally schon früh los. Den ersten habe ich gegen 5:00 Uhr ablegen gehört.
Da das Wetter chaotisch ist, muss man flexibel sein. Laut Windy gibt es in den nächsten Tagen entweder Sturm oder Südwind. Ein Stegnachbar aus DK sagte mir, dass er so einen Sommer auch noch nicht erlebt hätte. Der Klimawandel? Bleibt das jetzt so?
Also haben wir wieder einmal die Pläne geändert und beschlossen, nach Osten zu segeln. Das klappt bei Südwind wenigstens. Die nächsten Häfen wären dann Odden Havn, Gilleleje (den kennen wir schon) und Rungsted im Öresund.
Der Törn vom überfüllten Hafen Odde nach Gilleleje war fantastisch. Sonne, halber Wind (für Landratten: Wind 90° zum Boot) zwischen 12 und 14kn und das bis fast in den Hafen, einfach grandios.
Entsprechend schnell kamen wir voran. Mit 7-8kn Fahrt waren wir eineinhalb Stunden früher in Gilleleje als geplant. Das war auch gut so, denn der Hafen war voll. Wir hatten aber Glück und fanden zwischen den Boxen den letzten freien Liegeplatz für unsere Bootsgröße.
Leider regnete es ausgerechnet beim Anlegen. Nur die Viertelstunde, danach schien wieder die Sonne.
Irgendwas is immer.....
3.7. Heute haben wir wieder den üblichen Sturm >30kn. Der Hafen ist entsprechend voll. Immerhin gibt es Sonne satt und warmes Wetter.
Die Stadt gefällt uns, wir bleiben etwas länger hier. Morgen soll es mit der Bahn nach Helsingør gehen. Sind gespannt.
Am Montag ging es dann trotz Regen weiter nach Rungsted. Es war kalt und nass, aber wenigstens windig.
Wie gesagt, wir wollen nach Hause und deshalb schnellstmöglich zurück in den Öresund.
Über Klintholm ging es am 10.7. nach Hause bzw. nach Kloster. Hiddensee empfing uns mit Badewetter. Sonne, 26°C und wenig Wind.
Wir kamen gegen 14:00 Uhr an und konnten uns den Liegeplatz aussuchen. Gegen Abend war alles voll. Kein Wunder bei dem Wetter.
Wir machten in unserem Logenplatz mit Blick auf den Bodden fest, an dem wir schon öfter gelegen hatten. Glück gehabt.
Erstmal erholen von unserem stürmischen und nasskalten Skandinavien-Törn.